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Unfälle mit dem Gabelstapler vermeiden

Unfälle am Arbeitsplatz sind eine Gefahr für die Gesundheit von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sowie ein enormer Kostenfaktor für Arbeitgeber. Einer Erhebung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zufolge betrug im Jahr 2022 der insgesamt durch Verletzungen, Vergiftungen und Unfälle verursachte Ausfall an der Bruttowertschöpfung in der deutschen Wirtschaft rund 17,8 Milliarden Euro. Die persönlichen Folgen für die verunglückten Personen wiegen ebenfalls schwer. Gerade Unfälle mit Gabelstapler können verheerende Verletzungen verursachen und schlimmstenfalls zum Tod führen. Unsere Checkliste hilft Ihnen dabei, einen Unfall mit dem Gabelstapler zu vermeiden.

Generell gibt es keinen Unfall, der durch den Stapler selber verursacht wird, außer es ist bei der Produktion bereits etwas schief gelaufen. Meistens liegt die Unfallursache beim Fahrer, der die Wartung vernachlässigt hat, zu übermütig gefahren ist oder zuviel Last aufgeladen hat. Dabei gefährdet er nicht nur sich, sondern auch die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung. Bei etwa zwei von drei Gabelstapler-Unfällen ist es nicht der Fahrer, sondern ein Mitarbeiter, der verletzt wird. Die Unfallstatistik der DGUV zählt für das Jahr 2023 insgesamt 18.491 Arbeitsunfälle im Zusammenhang mit Flurförderzeugen.

Auch geschulte Staplerfahrer mit langjähriger Erfahrung sind vor Fehlern nicht gefeit. Dennoch ist eine fundierte Ausbildung die Grundvoraussetzung, um einen Gabelstapler zu fahren. Die folgende Checkliste fasst zusammen, was beachtet werden sollte, um Unfälle im Einsatz zu vermeiden.

Diese Punkte sollten Sie beim Gabelstaplerfahren beachten:

  1. Sicherheitskleidung

    Auch wenn sich viele Gabelstaplerfahrer dagegen sträuben, ist beim Fahren eines Staplers Sicherheitskleidung notwendig. Denn der Gabelstapler ist kein geschützter Raum, gerade wegen seiner Kippgefahr. Daher sollte der Fahrer nicht auf Helm, Sicherheitsschuhe, Sicherheitsbrille und die Warnweste verzichten. Zudem sollte seine Kleidung bequem sein und viel Bewegungsfreiraum lassen.

  2. Einsatzprüfung

    Bevor der Stapler in Betrieb genommen wird, muss die Einsatzprüfung erfolgen. Dabei sollte der Gabelstapler auf Schäden und Funktionstüchtigkeit untersucht werden. Funktionieren Hupe, Beleuchtung und Rückfahrmelder? Ist der Reifendruck noch ausreichend? — Gerade die Reifen sind wichtig, denn sie tragen die ganze Last des Staplers — Falls Schäden oder funktionsuntüchtige Elementen festgestellt werden, ist der Stapler sofort aus dem Betrieb zu nehmen.

  3. Fahrbahn inspizieren

    Generell sind Flurförderzeuge nicht für das Fahren auf dem Gelände geeignet. Im Regelfall legt jeder Betrieb eigene Verkehrswege für den Gabelstapler fest. Diese sollten vom Gabelstaplerfahrer nicht verlassen werden. Besondere Aufmerksamkeit fordern Müll, Schlaglöcher und Steigungen auf der Fahrbahn. Gerade bergab sollte im Rückwärtsgang gefahren werden, und beim Befahren einer Rampe ist zuvor die Stabilität und Ebenmäßigkeit zu prüfen.

  4. Anschnallen

    Vielen Staplerfahrern mag es bei der überschaubaren Geschwindigkeit albern erscheinen, sich anzuschnallen. Falls der Stapler wider Erwarten kippen sollte, erweist sich der Gurt als Lebensretter. Er vermeidet, dass der Fahrer seinem Urinstinkt nachgibt und versucht aus dem kippenden Fahrzeug zu springen. Denn dabei wird der Fahrer meistens vom Gabelstapler eingeklemmt.

  5. Aufladen

    Durch ihre Ladung sind Gabelstapler im Gegensatz zu anderen Kraftfahrzeugen besonders anfällig für das Umkippen. Die Ware sollte daher gleichmäßig auf beiden Gabeln bis zum Gabelrücken verteilt sein. Besonders schwere Lasten sollten zudem zusätzlich durch einen Gurt gesichert werden. Der größte Fehler den ein Staplerfahrer begehen kann, ist mit angehobener Last zu fahren. Jeder Zentimeter Hubhöhe verringert die Stabilität des Staplers. Dementsprechend sollte der Lastschwerpunkt so nahe wie möglich am Boden sein.

  6. Entladen

    Das Entladen erfordert je nach Hubhöhe vor allem Fingerspitzengefühl. Wenn die Ware zu ruckartig entladen wird, kann der Lastschwerpunkt rasch kippen. Daher sollte der Fahrer sich beim Entladen die notwendige Zeit nehmen. Zudem sollte beim Entladen an einem Regal oder bei der Benutzung einer Arbeitsbühne immer die Feststellbremse gezogen werden.

  7. Sichtfeld

    Die Scheiben des Gabelstaplers sollten regelmäßig gesäubert werden. Falls eine Scheibe einen Sprung oder eine grobe Macke aufweist, die das Sichtfeld irritiert, gehört sie ausgetauscht. Gerade durch den Transport von großen Lasten wird das Sichtfeld des Gabelstaplerfahrers oft eingeschränkt. Der Staplerfahrer ist dann gezwungen rückwärts zu fahren, um den Blick in Fahrtrichtung zu halten. Das führt schnell zu unangenehmen Verrenkungen. Daher sollte beim Kauf oder Leasing eines Gabelstaplers darauf geachtet werden, dass der Sitzt wendbar ist. Ansonsten riskiert der Fahrer langfristig Zerrungen. Tatsächlich hat eine Studie ergeben, dass 77 Prozent der Gabelstapler in Europa, Russland und dem mittleren Osten ständig bis häufig rückwärts gefahren werden.

  8. Sicheres Lenken

    Durch die hohen Lasten, die Flurförderzeuge stemmen, potenziert sich die Gefahr des Umkippens beim unwirschen Lenken. Scharfe Kurven sollten vermieden werden und generell behutsam und vorausschauend abgebogen werden. Gerade auf Rampen sollte nur gerade auf- und abgefahren werden. Aus einer Kurve heraus auf die Rampe auf zu fahren, ist ein unnötiges Risiko.

  9. Geschwindigkeit

    Ein häufiger Grund für Unfälle mit Gabelstaplern ist eine zu hohe Geschwindigkeit. In der Logistik herrscht oft ein hoher Druck, gerade durch Konkurrenten wie Amazon. Dennoch sollte der Fahrer sein Tempo immer seiner Last anpassen. Gerade in Bereichen mit Fußverkehr ist Schrittgeschwindigkeit empfohlen, um seine Kollegen nicht zu gefährden.

  10. Anbaugeräte

    Mittlerweile gibt es Anbaugeräte für jeden Flurförderzeug-Zweck. Allerdings sollte bei der Nutzung darauf geachtet werden, ob das Anbaugerät mit dem Modell kompatibel ist. Zudem sollte vor der Nutzung kontinuierlich geprüft werden, ob das Anbaugerät noch richtig montiert ist, oder, ob sich etwas gelockert hat.

  11. Hupe nutzen

    Um die Kollision mit anderen Flurförderzeugen oder Personen zu vermeiden, sollte der Fahrer beim Abbiegen in schlecht einsehbare Kurven die Hupe nutzen. So ist eventueller Gegenverkehr gewarnt. Gerade Elektro-Stapler sind geradezu geräuschlos. Daher sollte der Elektro-Stapler-Fahrer, bei kniffligen Fahrsituationen, mit der Hupe auf sich aufmerksam machen.

  12. Gesicherter Personentransport

    Ein Beifahrer auf einem Stapler ist nur erlaubt, wenn ein entsprechender Beifahrersitz und ein Gurt vorhanden sind. Der Transport von Personen auf der Ladefläche ist absolut fahrlässig. Ebenso das Fahren während sich eine Person noch auf der Arbeitsbühne befindet.

  13. Abstellen des Gabelstaplers

    Nach getaner Arbeit sollte der Gabelstapler auf den für ihn vorhergesehenen Flächen abgestellt werden. Dabei sollte der Staplerfahrer checken, ob er die Gabel herunter gelassen und die Feststellbremse getätigt hat. Beim Abstellen des Staplers auf abschüssigem Gelände sollten Klötze vor die Reifen gelegt werden. Generell ist der Fahrer dafür verantwortlich, dass der Gabelstapler vor unbefugtem Zugriff geschützt ist.

  14. Schulungen

    Auch wenn Ihre Mitarbeiter bereits einen Staplerführerschein und die entsprechende Schulung absolviert haben, sollte diese kontinuierlich aufgefrischt werden. Denn das menschliche Gedächtnis neigt zum Vergessen und damit geht schnell Übermut einher. Lassen Sie Ihre Gabelstaplerfahrer also regelmäßig an Schulungen teilnehmen. Im Idealfall betreiben Sie dabei auch gleich Teambuilding.

  15. Regelmäßige Inspektion

    Augenscheinlich mag mit Ihrem Flurförderzeug alles in Ordnung sein. Dennoch sollten Sie einmal im Jahr eine Inspektion durch einen Fachmann veranlassen.

Nutzen Sie Fahrerassistenzsysteme zum Kollisionsschutz

Neben hilfreichen Apps, die den Arbeitsalltag in der Logistik erleichtern, gibt es eine Vielzahl von Anbietern für Fahrerassistenzsystemen zum Schutz vor Kollisionen. Dabei handelt es sich im allgemeinen um Sensoren die, die Fahrbahn und das Umfeld auf Personen scannen und angemessene Schutzmaßnahmen einleiten. Werden auf der Fahrbahn Unebenheiten festgestellt, wird das Tempo vom Fahrerassistenzsystem automatisch gedrosselt. Gleiches passiert, wenn eine Person im Gefahrenbereich erfasst wird. Neben solchen Sensoren helfen aber auch Bildschirme beim Kollisionsschutz. Diese können dem Fahrer den Rückraum des Gabelstaplers anzeigen. So muss dieser sich beim Rückwärtsfahren auch nicht mehr verrenken. Bei Fragen wenden Sie sich am besten an einen der Anbieter. Neben dem Gabelstapler-Anbieter Jungheinrich hat sich allem voran die Firma Elokon auf den Nischenmarkt der Fahrerassistenzsysteme spezialisiert.